NotesWhat is notes.io?

Notes brand slogan

Notes - notes.io

Kapitel 1

Das Mondlicht reflektierte auf dem großen Grezco See, der in diesem Winter besonders schwarz war - so schwarz, dass er die Sonne kaum auf dessen Oberfläche erkennen konnte. Er schauderte, ihm war unbehaglich zumute. Der Griff nach der rasiermesserscharfen Klinge an seinem Heft schenkte ihm eine Vertrautheit, nach der er sich schon lange gesehnt hatte. Die krustige Oberfläche an der Unterseite des Dolchs erweckte ihn zum Leben. »Das Licht müssen sie gesehen haben«, ging es ihm durch den Kopf. Seine Haut schälte sich und seine Muskeln wurden stählern, wuchsen im Durchmesser und drohten sein Gewand zu zerreißen, deshalb warf er es ab. So viele Jahre nun war er geschult worden. Seit der zwölfte Vollmond vorübergegangen war, sagten die Erymer ihm nach, ihm mangele es an Tapferkeit. Seine Schulung sei aufwendig und schweißtreibend gewesen, nur wofür? Diese Beschuldigungen konnte er nun alle getrost zurückweisen.
Rascheln aus dem Wald, der den Grezco See umgab, ließ ihn aufhorchen. »Ich sehe Ihr seid zurück, Olor«, wählte das Mädchen ihre Worte bedacht. »Welch Überraschung euch hier anzutreffen.« Er platzte fast vor Vergnügen. »Weib! Ich bin sehr froh euch hier bei mir zu haben«, so pflegte es Olor stets zu sagen, und euch hier zu nehmen«.
Elyra errötete. »So stürmisch seid ihr doch sonst nicht!«
»Habe ich euch tatsächlich zur Braut genommen?« Er rümpfte die Nase. »Oder seid Ihr doch nur eine dieser verrosteten Waldjungfern?«
Ihr Stolz war schon immer ihr schwächster Punkt gewesen, das wusste er. Als er sein steifes Gemächt in sie einführte, stöhnte sie voller Lust auf. »Du wirst deinen Freundinnen alles erzählen«, dachte er von Erregung erfüllt. Zuerst aber wäre ihr Erstaunen der entzückendste Moment, wenn ihr Gemahl trunken im Zelt läge und seine Frau bei ihm über die Vorkommnisse vergangener Nacht schwärmte. Nur zu gern würde er diese Genugtuung erleben, nur musste er aufbrechen und Hafrek davon erzählen. Wie er lachen würde!
Während die Kleine an seinem Schwanz auf und ab glitt, begnügte er sich allein mit der Vorstellung, wie sein Bruder ihn zu ehren gedachte. Ein Festschmaus vielleicht? Nein, das wäre womöglich untertrieben. Eine Provokation dieser Art, wie er sie sich in dieser Nacht leistete, konnte nicht durch ein einfaches Volksessen gefeiert werden. Ein Ministerposten jedoch...
Erschöpft ließ sich die Kleine auf seiner Brust nieder. Sie schmiegte sich immer enger an ihn und flüsterte ihm ins Ohr: »Oh ja, ich bin die, die du geheiratet hast.«
»Fürwahr, Weib.« Er musste von hier verschwinden. »Nun geh zurück zur Versammlung, ich komme nach.« Mit einem Ruck schob er sie von sich, sodass sie neben ihm auf dem Gras landete. »Warum begleitest du mich nicht?«, wollte sie von ihm wissen. Diese Neugier machte ihn noch wahnsinnig. Immer diese Elyrier. Ehre und Treue, bis das der Tod euch scheidet. Lächerlich. »Ich muss Grezco huldigen...«
»...so wie auch Mes und Mar, die Urahnen unserer Urgroßväter, so wahr ich Elyra heiße.«
»So wahr ich Olor genannt werde.« Bei diesen Worten wurde ihm schlecht. Die Elyrer waren seit jeher ein Volk von Habgier und Missgunst gewesen. Die Magier der Pala Gebirgsketten bezeichneten sie als ein mystisches Elfenvolk, das zwischen den Dimensionen wandeln könne. Diese Kräfte waren seit jeher in der großen Welt begehrt gewesen, da sich jederzeit voraussagen lasse, wann der günstigste Zeitpunkt zum Wirtschaften sei - oder auch zum Angriff. Als er vor zwei Vollmonden die Reise zu den Palariern – besagten Magiern – antrat, war er im Begriff neues über die Machenschaften der Elyrer herauszufinden – zwecklos. Selbst sie konnten ihm keine Auskunft geben. Zu stark sei die elyrische Beeinflussung der Dimensionen.
Zufrieden stand Elyra auf und beendete Olors Ungeduld. Endlich ging sie. Noch einen kurzen Augenblick schaute er ihr nach, als sie sich auf den Weg begab, um anschließend so schnell wie möglich zu verschwinden. Seine Rückwandlung war kräftezehrend und fast verlor er dabei sein Bewusstsein.
Wäre ich aus den Schenkeln einer Elyrierin entsprungen, wäre dieser ganze Aufwand nicht nötig. Ich muss es schaffen… Nackt durchstreifte er den Wald nach seinen Gewändern. Ich muss Olor in die Augen schauen und sein Gesicht sehen, wenn er erfährt, dass ich sein Weib gefickt habe. Schon wieder war es ihm nach Lachen. Darum lachte er schallend, tänzelte freudig an der Stelle und wollte fliegen. So hoch wie nur möglich. Kein Vogel war in Sichtweite. Ungeduldig hetzte er durch den Wald auf der Suche nach einem Tier, das schnell sein konnte. Ein langer, wie ein in mehreren Ästen verschlungener Schatten erregte seine Aufmerksamkeit. Nicht weit von ihm entfernt befand sich eine heilige Höhle der Elyrier. Von hier aus musste er aus der Dunkelheit anpirschen, langsam und leise, um anschließend blitzschnell zu töten. So kroch er vorsichtig bis in das Schwarz, wo der Mond verborgen blieb. Den Königshirschen erlegte er mit gekonnter Routine. Der Smaragdschaft seines Pfeiles wurde im Bogen eingesetzt, er streckte seinen Arm und ließ die Sehne hervorschnellen. Das Zischen des Pfeiles klang wie ein Tropfen Öl, der auf Feuer traf. Kurz und doch schmerzerfüllt. Das sollte genügen.
Eine Welle von Hitze ergriff jeden Teil seines Körpers, als er das frische Blut in seiner Handfläche zerfließen sah. Ich muss aufpassen. Das Blut ist so heiß und so frisch, ich darf es nicht trinken. Nur noch ein paar Sekunden, oh gib mir die Kraft. Er hatte es geschafft. Die Verwandlung lief für ihn in einem ewig scheinenden Prozess der Selbstzweifel und Wiedererkenntnis statt, einem Spiel aus Freud und Leid. Von außen wurde er immer belächelt für seine Unerfahrenheit. »Das alles findet in den Augen von Außenstehenden in ein paar wenigen Sekunden statt«, erklärte ihm damals sein Bruder. »Du solltest das nie vergessen, falls du in den Gefühlsstrudel der Verwandlung verfällst. Es soll Leute geben, die bis heute gefangen sind, obwohl ihre Metamorphose schon längst abgeschlossen war. Sie steigerten sich in diesen Zustand und vergaßen, dass sie ihr Ziel schon erreicht haben. Der Verlust ihrer Vernunft war der Verlust ihres Lebens. Merke dir das.«

     
 
what is notes.io
 

Notes.io is a web-based application for taking notes. You can take your notes and share with others people. If you like taking long notes, notes.io is designed for you. To date, over 8,000,000,000 notes created and continuing...

With notes.io;

  • * You can take a note from anywhere and any device with internet connection.
  • * You can share the notes in social platforms (YouTube, Facebook, Twitter, instagram etc.).
  • * You can quickly share your contents without website, blog and e-mail.
  • * You don't need to create any Account to share a note. As you wish you can use quick, easy and best shortened notes with sms, websites, e-mail, or messaging services (WhatsApp, iMessage, Telegram, Signal).
  • * Notes.io has fabulous infrastructure design for a short link and allows you to share the note as an easy and understandable link.

Fast: Notes.io is built for speed and performance. You can take a notes quickly and browse your archive.

Easy: Notes.io doesn’t require installation. Just write and share note!

Short: Notes.io’s url just 8 character. You’ll get shorten link of your note when you want to share. (Ex: notes.io/q )

Free: Notes.io works for 12 years and has been free since the day it was started.


You immediately create your first note and start sharing with the ones you wish. If you want to contact us, you can use the following communication channels;


Email: [email protected]

Twitter: http://twitter.com/notesio

Instagram: http://instagram.com/notes.io

Facebook: http://facebook.com/notesio



Regards;
Notes.io Team

     
 
Shortened Note Link
 
 
Looding Image
 
     
 
Long File
 
 

For written notes was greater than 18KB Unable to shorten.

To be smaller than 18KB, please organize your notes, or sign in.