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Die Räder des Benzinwagens holperten unkontrolliert über das ungleichmäßige Kopfsteinpflaster und der alte Moter gab hin und wieder ein beängstigendes Ächzen von sich. Maria kralle sich in das alte, doch noch immer weiche Polster der viel zu schmalen Rückbank, auf der sie und die braunen Lederkoffer ihrer Mutter kaum Platz hatten. Sie hatte Autos schon immer gehasst. Nur eine weitere moderne Erfindung des Menschen, die Menschheit näher zu jener Zukunft zu bringen, die ihre Existenz auslöschen würde. So dachte Maria Ivory, die Zukunft mit ihren grauen Maschinen, die es vermochten noch lautere Geräusche zu machen als die lautesten Münder während den bösartigsten Auseinandersetzungen und dem dichten, schwarzen Rauch den sie produzierten, nur um ihn jede dunkle Gasse und jeden dunklen Kopf mit noch düstereren Erscheinungen zu füllen, schenkten ihr Unbehagen, so starkes Unbehagen wie es ihr nur der strenge Blick ihrer Mutter zu schenken vermochte. Viel lieber säße sie in einer feinen Kutsche, auf einer breiteren Sitzbank, verträumt aus dem kleinen Fenster der Tür blickend, dessen Sichtfeld bei jedem Stein vibrieren würde, den das Gefährt hinter sich brächte. Doch Maria saß nicht in einer Kutsche, die Sitzbank war nicht breit und ihre schwerbepackten Koffer stießen bei jedem Ruckeln des Autos fest gegen ihre Oberschenkel, wo sie schmerzende, veilchenblaue Flecken auf ihrer hellen Haut hinterlassen würden, die Marie von da an jeden Abend mit gerunzelter Stirn betrachten würde, bis sie endgültig verblasst wären. Die Sicht durch die Fensterscheibe des Autos war zur das vergilbte Glas eingeschränkt und noch dazu brachen sich die wenigen Sonnenstrahlen, die durch die dichte graue Wolkendecke am Himmelszelt fielen so perfekt im Fenster, dass sie direkt in Marias braunen Augen fielen und sie unentwegt zu hektischem blinzeln zwangen. Das Wetter machte dem jungen Mädchen stark zu schaffen. Es brachte sie dazu an ihre Mutter zu denken, eine Richtung, in die sie ihre Gedanken stehts abbrachte zu schweifen. Ihre Mutter, eine mittelgroße Frau, mit stehts ehrlichen Absichten und noch ehrlicheren Ansichten, hatte über ein solches Wetter wohlmöglich gerne geflucht. Kaum trübte eine winzige Schleierwolke das langweilige Blau des Himmels, machte sie es sich zur Aufgabe, zu erklären, wie sich das schlechte Wetter auf ihre eben noch heitere Stimmung auswirkte und diese sich, natürlich aufgrund des Wetters, drastisch zu verschlechtern begann. Maria war fest davon überzeugt, dass die hart arbeitende Frau an solchen Tagen schon zuvor von schlechter Laune geplagt worden war, und nur nach einem guten Grund suchte, diese nicht verstecken zu müssen. Maria mochte die Art nicht, mit der ihre Mutter und ihre lauten Freundinnen über das Wetter sprachen. Sie ließen sich lachend darüber aus, machten es verantwortlich für all ihre desaströsen Probleme und fragten sich, ob es nicht endlich wieder "schön" sein könne. Aber wann war Wetter denn schon schön? Wenn die Sonne blendend vom einfarbigen Himmel schien und einem die junge, makellose Haut verbrannte und sie faltig werden ließ? Würden sich die Frauen nicht auch über diese Auswirkung eifrig zu beschweren wissen? Marie teilte nur sehr selten die Meinung ihrer Mutter und am meisten unterschieden sie sich, wenn es darum ging die Bedeutung des Wortes schön zu erklären. Ihre Mutter würde es schaffen ihr einen mehrstündigen Vortrag über schönes Wetter, schöne Landschaften, schöne Kleider oder gar schöne Menschen zu halten während Maria lächelnd mit den Schultern zucken und meinen würde, dass sie nicht wüsste, wie das Wort zu definieren sei, denn das wusste sie wahrlich nicht. Menschen missbrauchten das, doch so einfache, Wort zu jedem Zweck und in jeder Situation, die ihnen einfiel ohne selbst zu wissen was es hieß, sie nannten einander schön um sich nicht zu kränken, beschrieben so Gefühle, die man nicht beschreiben konnte und sagten es in jedem Gruß, ohne es wirklich zu meinen. Viel zu oft war Maria mit ihrer Mutter zu noblen Teefeiern eingeladen worden, bei denen sich jeder Einzelne eine Freude daraus machte wildfremden einen "schönen Abend" zu wünschen, nur um später im stillen darüber her zu ziehen, wie grausam doch seine Familie sei und das er oder sie nicht einen schönen Abend verdient hätte. So kannte man das Wort schön, so kannte Maria es und doch war sie sich sicher, nicht sagen zu können was es in Wirklichkeit hieß, war es doch nicht viel mehr als ein Eindruck einer einzelnen Person ganz für sich.

Der Wagen hatte mittlerweile die asphaltierte Straße der kleinen Stadt durch die sie gefahren waren hinter sich gelassen und rumpelte nun über eine schmale Landstraße, vorbei an vertrockneten, goldgeben Feldern und vereinzelten Höfen in der Ferne, deren rote Dächer die regnerische Landschaft mit bunten Flecken versahen. Maria hatte aus Langeweile angefangen die roten Punkte zu zählen, doch nach einigen Sekunden hatte sie auch diese Beschäftigung mehr und mehr eingeschläfert, sodass sie nun den Fahrer des Wagens durch seinen Rückspiegel dabei beobachtete, wie er sich alle zwei Minuten an seinem schwarzen, geschwungenen Schnurrbart herumzupfte und dabei höchst konzentriert und sicherlich nicht ansprechbar wirkte. Diese Tatsache schien dem jungen Mädchen auf der Rückbank des knarrenden Autos aber nur recht zu sein, denn sie war sicher nicht daran interessiert dem abwesend scheinenden Mann etwas von ihrem Leben preis zu geben, zumal sie sicher zu schüchtern wäre um in einer möglichen Konversation weit zu kommen. Die Schüchternheit war eine Eigenschaft Marias, die sie selbst zutiefst verabscheute. Die brennende Röte die ihr auf die weißen Wangen schlich, das dumpfe Pochen im Kopf und den staubigen Hals, den sie bekam, kaum sprach sie mit Fremden, schränkte sie ungemein ein und hatte ihr schon so manches offenbarende Gespräch verwehrt, das sie hätte führen können. Einmal hatte sie auf einer Tee Feier, auf die sie ihre Mutter begleitet hatte einen jungen Mann gesehen, dessen Lächeln sie ausweglos in seinen Bann zog, nicht weil es atemberaubend war an zu sehen, oder es den hochgewachsenen Herrn in dem indigoblauen Sakko sonderbar attraktiv mache, nein. Das Lächeln des Mannes sah schmerzlich aus, kaum offenbarte er seine weißen Zähne, zogen sich tiefe, furchenartige Falten quer durch sein quadratisches Gesicht und seine grünen Augen, die waren als hielte man das satteste Grün der farbigsten Fliederblätter in ihnen fest, schienen in so viele Gefühle getränkt zu sein, dass er sie kaum halten konnte. Und Maria sich wunderte sich wie er es zu Stande brachte inmitten einer solch frohen Feier zu stehen, wo sein Wesen doch vor Schwermut triefte. Mit diesem Mann hätte sie gerne gesprochen, sie hätte ihm zuhören wollen, wie er alles preisgab, was seine Augen gefangen hielten wie jedes Wort von seinen schmalen Lippen fallen würde um sie mit dem wuchtigen Gefühl der Interesse zu überfluten, das sich in ihrem fragilen Körper wie ein Hauch von kühler Luft an einem stickigen Sommertag ausbreiten und sie zum schaudern bringen würde. Sie mochte nichts mehr als Menschen beim Erzählen zu zu hören und in ihrer Mimik zu erkennen wie sehr ihre Geschichte sie geprägt hatte und es immer noch tat, so lange bis jene Menschen zu klangen begannen, denn jedes Mal wenn sie das taten, fuhr die stickige Luft des Sommers ihr in einer Welle wieder entgegen und hüllte sie ein, bis die Schilderung beendet war und Maria sich mit einem höflichen Nicken und zuckersüßen Worten verabschiedete. Maria hatte sich an diesem Abend nicht getraut den Fremden an zu sprechen um ihn zu beten ihr ein wenig über sich zu erzählen, viel zu groß war die Angst gewesen, er könnte sie aufgrund ihrer Neugierde verurteilen und sich im Anschließenden bei ihrer Mutter für ihre Unhöflichkeit beschweren. Also hatte sie den Rest des langen Abends im Schein einer flackernden Kerze gesessen, während ihre großen Augen stehts, aufmerksam dem Mann mit dem traurigen Lächeln gefolgt waren, dessen Auftreten sie von Sekunde zu Sekunde stärker interessiert hatte.

Nachdem das immer lauter scheppernde Gefährt die holprige Landstraße überquert hatte, waren die vereinzelten Höfe mit den roten Dächern zu Häusergruppen und schließlich zu einer mittelgroßen Stadt geworden und unter den Rädern des Wagens polterte wieder das Kopfsteinpflaster, dessen viereckige Steine sich in unebenen Bögen über den Boden spannten und tiefe Rillen in diesem bildeten. Noch bevor Maria einen Gedanken daran verschwenden konnte, wie viele unachtsame Passanten wohl schon Münzen in jenen Rillen verloren hatten, während sie eilig die Straße überquerten blieb das Auto mit einem kräftigen Ruck stehen und einer der schweren Koffer bohrte sich fest in ihren Oberschenkel, sodass ihr ein frustriertes Zischen entfuhr. Der Fahrer raufte sich abwechselnd die Haare und den mittlerweile demolierten Schnurrbart und Maria wusste nicht ob er wegen des plötzlichen Halts so beunruhigt guckte, oder ob es die -nun wirren- Haare seines zerzausten Schnurrbarts waren, die den seltsamen Mann so aus der Fassung brachten. "Warum sind wir stehen geblieben?", wagte es Maria zu fragen, während sie sich mit gerunzelter Stirn den schmerzenden Oberschenkel rieb. Der Fahrer warf ihr einen missbilligenden Blick zu, als würde er erwarten, dass das junge Mädchen bereits wusste das sein Auto schlichtweg zu alt für eine solch lange Strecke war, wie die, die sie zurück gelegt hatten und nur versuchte ihn mit dieser Tatsache zu verärgern. "Der Wagen hat aufgegeben", grummelte er unzufrieden und bewegte seine Hand zu dem Schnurrbart unter seiner spitzen Nase, eine Gewohnheit, die der Mann wohl schon hatte, seit er sich die krausen, schwarzen Haare zu einem solchen hatte wachsen lassen. Maria nickte ratlos und beobachtete ihn dabei wie er die schwere Tür der Autos aufriss, sich aus dem Fahrersessel hob, den er selbst dann nicht verlassen hatte, wen die beiden Reisenden rast gemacht hatten, damit Maria sich die Beine vertreten konnte und schwerfällig nach draußen trat.
     
 
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